Die Zuchtstute

 

Auswahl des geeigneten Hengstes

Zu Beginn der Überlegungen, mit einer Stute zu züchten, sollte die Auswahl eines geeigneten ("passenden") Hengstes stehen. In der modernen Pferdezucht gibt es außer dem Natursprung zusätzlich die Möglichkeit der künstlichen Besamung. Zu unterscheiden sind hier die Frisch- und Tiefgefriersamenübertragung, sodass auch Hengste, die weiter entfernt oder im Ausland beheimatet sind, in Frage kommen können.
In unserer Praxis können Sie gerne zahlreiche Prospekte verschiedener Gestüte und Hengstjahrbücher (hauptsächlich Warmblutzucht) einsehen, um sich über den möglichen Partner für ihre Stute zu informieren.


Vorbereitung der Zuchtsaison

Um die Fruchtbarkeit der Stute möglichst zu optimieren, sollte schon früh im Jahr mit dem Zufüttern von Beta-Karotin begonnen werden und die Stute ausreichend Koppelgang erhalten, da auch das Sonnenlicht einen positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat.

Vor dem geplanten Bedeckungs- bzw. Besamungstermin muss eine Tupferprobe aus dem Gebärmutterhals entnommen werden, um eine mögliche Infektion der Gebärmutter mit Bakterien oder Pilzen auszuschließen, da dies eine Trächtigkeit verhindern würde. Die Tupferprobe sollte ca. 3-4 Wochen vor der ersten Bedeckung erfolgen, damit bei einer Infektion rechtzeitig eine Behandlung durchgeführt werden kann.
Zusätzlich ist zu einer Ultraschalluntersuchung von Gebärmutter und Eierstöcken zu raten, hierbei können Erkrankungen des weiblichen Genitaltraktes frühzeitig erkannt und möglicherweise behoben werden (z.B. Zysten in der Gebärmutter).



Bedeckung / Besamung

Vor der ersten Bedeckung oder Besamung muss die Stute bei dem jeweiligen Hengsthalter / Gestüt angemeldet werden.
Bei einer Besamung muss die Stute regelmäßig beobachtet werden, um die Rosse nicht zu verpassen. Bei ersten Anzeichen der Rosse (häufiges Heben des Schweifes und "Blitzen") wird die Stute dann per Ultraschall untersucht und die die Größe des Follikels vermessen. Ab einer bestimmten Follikelgröße wird die Stute bei einer Besamung mit Frischsperma morgens und abends untersucht und bis zum Zeitpunkt der Ovulation (Eisprung) besamt. Bei der Besamung mit Tiefgefriersperma erfolgt dies dreimal täglich.
Der Zeitpunkt der Rosse und der Ovulationszeitpunkt können mit Hilfe von Hormonpräparaten eingeleitet werden, um ein optimales Besamungsergebnis zu erhalten.


Trächtigkeit

Nach der Besamungsperiode sollte eine Trächtigkeitsuntersuchung per Ultraschall vorgenommen werden. Dies ist frühestens 14 Tage nach der Ovulation möglich. Bei Nichtträchtigkeit kann dann die nächste Rosse- und Besamungsperiode eingeleitet werden.
Wenn die Stute trächtig ist, sollte der normale Verlauf der Trächtigkeit mit Hilfe mehrerer Ultraschalluntersuchungen kontrolliert werden.
In den ersten Wochen einer Trächtigkeit sollte für die Stute großer Stress vermieden werden, dies ist besonders für nervöse Stuten und Erstlingsstuten wichtig.


Impfungen während der Trächtigkeit

Zur Vermeidung eines sog. Virusabortes (s.a. Impfplan, Herpes) sollten tragende Stuten gegen Herpes-Viren geimpft werden. Bei bereits grundimmunisierten Stuten erfolgt dies im 5.,7. und 9. Monat der Trächtigkeit, bei nicht grundimmunisierten Stuten muss im 4. Trächtigkeitsmonat mit der Impfung begonnen werden.
Alle anderen anstehenden Impfungen können während einer Trächtigkeit nach vorgehender Allgemeinuntersuchung problemlos durchgeführt werden, wenn möglich sollte der Termin möglichst nahe am Geburtstermin liegen, um das Fohlen mit einem optimalen Immunschutz auszustatten (Antikörpertiter in der Muttermilch).


Geburtsvorbereitung und Geburtsüberwachung

Im Idealfall fohlt die Stute 335 Tage nach dem letzten Bedeckungs- oder Besamungstermin, jedoch ist ein um bis zu vier Wochen verspäteter Geburtstermin nicht besorgniserregend. Für die Stute sollte rechtzeitig eine geeignete Abfohlbox von ausreichender Größe, genügend Licht, frischer, aber zugfreier Luft und mit Sicherungsmaßnahmen gegen eventuelle Verletzungsgefahren für das Fohlen bereitgestellt werden.

Die trächtige Stute sollte kurz vor der Geburt eine Breitbandwurmkur erhalten. Um den Geburtstermin nicht zu verpassen und um mögliche Komplikationen während des Geburtsvorganges zu vermeiden, stehen zahlreiche Geräte zur Geburtsüberwachung zur Verfügung (Lichtschranke, Messung der Schweißbildung auf der Haut, Videoüberwachung etc.). Zudem ist die bevorstehende Geburt an der Größenzunahme des Euters und an der Bildung der sog. Harztropfen am Euter zu erkennen, eine exaktere Eingrenzung des Geburtstermins lässt sicht mit Hilfe des Merckoquant- oder Milchstriptestes aus einigen Tropfen Milch vornehmen.

 

Das neugeborene Fohlen

Ist die Geburt problemlos verlaufen, muss das Fohlen spätestens zwei Stunden nach der Geburt Milch trinken, da die Versorgung mit ausreichend Nährstoffen, Flüssigkeit und Abwehrstoffen aus der Kolostralmilch (Biestmilch) lebenswichtig ist. Im Laufe des ersten Lebenstages sollte durch den Tierarzt ein prophylaktischer Gesundheitscheck des Fohlens und der Mutterstute vorgenommen werden.